Mittwoch, 14. September 2011

Von Oklahoma City, OK nach Elk City, OK

Gestern sind wir nach unserer zweiten Nacht im Bricktown Hotel schon früh aufgestanden, weil wir etwas ganz uriges vorhatten. Unser Ziel war die "Stockyard City", ein Stadtteil im Südwesten von Oklahoma City. Hier befindet sich ein riesiger Viehhandelsplatz, an dem die Farmer aus der Umgebung montags und dienstags ihre Kälber, Stiere und Kühe verkaufen.

Doch zunächst mussten wir uns stärken und taten dies im Cattlemen's Steakhouse.


Dirk konnte gar nicht glauben, dass die so früh schon Frühstück servieren, aber das Restaurant ist ein Treffpunkt der örtlichen Viehzüchter und die können offenbar etwas Deftiges vertragen, egal  zu welcher Tageszeit. Das bekommt man dort in der Tat: eggs'n brain (Rinderhirn mit Ei) oder lamb fries (dünngeschnittene Rinderhoden im Schlafrock). Okay, für uns brauchten es dann nur Eier, Speck und Toast sein. Die waren auch hier wieder sehr lecker! Die Atmosphäre war toll, die Kellnerin herrlich unaufgeregt.

Diese fragten wir nach dem Weg zum Viehumschlagsplatz und ob wir uns dort ruhig umschauen dürften. Natürlich durften wir. "We don't need to buy a cow to get access there?" (Wir müssen keine Kuh kaufen, um Zugang zu bekommen?). Das Gelächter war auf unserer Seite. 


Vor der Auktionshalle sind - soweit das Auge reicht -Rinderboxen aufgebaut. Es riecht schon nach "Land" und man fühlt sich in eine völlig andere Welt vesetzt.

                                                  da standen sie, unsere Steaks....

Wir fanden schließlich den Weg in die Halle und fielen sofort als Touristen auf: wir hatten keine Cowboyhüte, keine Jeans, keine Boots, keine Sporen, keine gestärkten Hemden...

Dirk raunte mir noch zu, ja die Hände unten zu lassen, nicht dass wir doch noch versehentlich einen Jungbullen kaufen würden! Prompt fing meine Nase an zu jucken und ich traute mich kaum, mich zu rühren.


Das ist zwar kein von uns gedrehtes Video, es gibt aber genau wieder, was wir erlebt haben. Schaut euch das unbedingt mit Ton an, der Auktionator ist der Hammer. Der muss spätestens nach einer Stunde eine Pause einlegen, so anstrengend muss das sein.


Hier an diesem Ort schienen sich unsere Klischees vom Farmer im Westen zu bewahrheiten.

Der Auktionator fragte uns  doch tatsächlich während der laufenden Auktion (über Mikrofon) wo wir herkämen. Alle Aufmerksamkeit war auf uns gerichtet, natürlich waren wir die Exoten. Wir antworteten wahrheitsgemäß, worauf ein Farmer durch die Halle rief: "Die wollten bestimmt nach Miami, Florida und sind in Miami, Oklahoma gelandet." Ein anderer fragte:"Was machen sie hier? Ich denke alle Deutschen sind beim Oktoberfest!" Der Auktionator:"Ich glaube, die haben das ganze Jahr über Oktoberfest da drüben."  Und WIR hatten Klischees im Kopf! 

Alles in allem eine kurzweilige und sehr authentische Erfahrung. Zum Glück hatten die Geschäfte im Stadtteil noch nicht geöffnet, ich hätte mir sonst im Überschwang der Gefühle doch noch einen Westernhut gekauft!

Wir machten dann noch einen kurzen Halt am State Capitol, dem "Landtag" von Oklahoma.

Rechts im Bild seht ihr einen Ölbohrturm, sie haben hier sogar auf dem Regierungsgelände nach Öl gebohrt. Und mit Sicherheit hat hier dennoch niemand im Traum daran gedacht, den "Landtag" abzureißen.  :-)

Sobald wir dann die Vororte von OKC hinter uns gelassen hatten, erwartete uns wieder viel "Gegend". Wie froh waren wir, mal wieder kleine Dinge am Straßenrand zu sehen, die das Herz des Route66-Reisenden höher schlagen lassen:



An Lucille Hammons aufgegebener Tankstelle kurz vor Hydro, OK (kaum vorstellbar dieser Name am anscheinend trockensten Ort Oklahomas) zeigte die Zapfsäule 28 Cent für die Gallone an. Wie viele Jahre muss DAS her sein? Wir wurden ganz wehmütig, heute kostet die Gallone etwa zwischen $ 3,50 (in Missouri und Oklahoma) und $ 4,20 (in Chicago). Eine Gallone entspricht etwa 4 Litern.

By the way, könnt ihr da drüben in "good old Europe" mal bitte etwas für die Stabilisierung des Euro tun? Wenn das so weiter geht, sprengt das noch unsere Reisekasse!  *zwinker*


In Deutschland stellt man sich Zwerge in den Garten, in Oklahoma einen (oder mehrere) Oldtimer. Hier einer von der schöneren Sorte; es gibt aber auch viele Autofriedhöfe. Besonders fallen uns immer die alten "Airstream"-Wohnwagen auf. Bei uns daheim würden Sammler eine Menge Geld für so ein schönes Gefährt ausgeben, hier gammeln sie einfach in der Gegend rum. Ich möchte nicht wissen, wieviel Milliarden Tonnen an Schrott auf amerikanischen Grundstücken verrotten.

Ansonsten war es immer noch sehr heiß, weit über 30°C, auch wenn langsam Wolken aufzogen. Im Radio spielten sie ständig Lieder wie "Have you ever seen the rain" oder "It never rains in Southern California". Humor beweisen sie hier!

Musikalisch ging es auch in Clinton, OK im "Oklahoma Route 66 Museum" zu.

Jeder Raum beschäftigte sich mit einem bestimmten Jahrzehnt der Route 66-Geschichte; passend dazu gab es einen Song aus der jeweiligen Zeit.


Hier bekommt Dirk entweder gerade seine "Kicks on Route 66" oder ist im "Hotel California" (auch wenn da was ganz anderes steht).   :-)

Die Hotelsuche am Abend in Elk City gestaltete sich übrigens gar nicht so leicht. In den ersten, die wir ansteuerten, sollte es angeblich nur noch einzelne Zimmer zu weit überhöhten Preisen geben. Das mochten wir gar nicht glauben. Sahen wir etwa so verzweifelt aus, dass man uns auf diese Art über den Tisch ziehen könnte? Der Portier im "Clarion Inn" klärte uns schließlich auf, dass neue Ölfunde in der Gegend einen derartigen Boom ausgelöst hätten, dass viele Firmen ihre Mitarneiter schicken und in den örtlichen Hotels unterbringen. Wir konnten also froh sein, noch eines der verbliebenen beiden Zimmer zu bekommen.

Unser Frühstück heute Morgen hatten wir dann gemeinsam mit kräftigen Mitarbeitern in Blaumännern der Firma "Schlumberger". Die hatten einen gesegneten Appetit. Es sei ihnen gegönnt; schön, dass es in einer so leeren Gegend zumindest im Moment so viele Jobs gibt!

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