Donnerstag, 22. September 2011

Vom Grand Canyon, AZ nach Las Vegas, NV

An unserem zweiten Morgen am Grand Canyon wollte Dirk ausschlafen, so dass ich - getrieben von der Befürchtung etwas zu verpassen - alleine zu unserem Lieblingsaussichtspunkt am Canyonrand gegangen bin, um den Sonnenaufgang zu erleben.

Leider kannte ein deutscher Reiseleiter diesen Punkt auch und kam mit seiner aus dem Schwäbischen stammenden Reisegruppe genau dorthin. Nun zähle ich mich nicht zu den Leuten, die dieses Land der "wide open spaces" als überbevölkert bezeichnen, aber ich musste mich doch erst wieder an so viele Menschen auf einem Fleck gewöhnen. Die schnatterten alle durcheinander! Zum Glück saß ich so nah am Klippenrand, dass sich mir niemand direkt ins Blickfeld gestellt hat; aber eine Dame in den 50ern, nennen wir sie Rosamunde, nahm im wahrsten Sinne des Wortes Tuchfühlung mit mir auf. Schnaufend versuchte sie direkt neben mir Platz zu nehmen, stützte sich dabei an mir ab und ließ ihre von Spätzle und Dampfnudeln gestählte Körpermasse an mich angelehnt zu Boden gleiten. Strahlend begrüßte mich Rosamunde mit einem "Guten Mooooooorgen", das bestimmt noch auf der anderen Canyonseite zu hören war.

Rosamunde hatte Glück, dass so viele Zeugen dabei waren, so hielt ich meine gewalttätigen Phantasien im Zaum und reagierte nur mit einem "Good morning, M'am."  Jetzt ja nicht als Deutsche zu erkennen geben, die wirst du sonst nicht mehr los, dachte ich bei mir. Rosamunde keinesfalls enttäuscht, dass ich ihre Muttersprache vermeintlich nicht verstand, plärrte unbeirrt weiter: " Huuuuh, die Steine sind aber kalt. So kann ich hier aber nicht lange sitzen."   Ich setzte auf die meditative Wirkung des kolossalen Anblicks (damit meine ich den Canyon, nicht etwa Rosamunde) und hoffte einfach, dass bald Ruhe einkehren würde.

Aber ich hatte Fred nicht auf dem Schirm. Fred, ca. 65 Jahre, turnte immer nah am Abgrund herum, stets um das beste Fotomotiv bemüht. Die Sonne war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht aufgegangen, der Grand Canyon lag noch als graue Masse vor uns. Freds Begleiterin schien jedoch ein Auge auf den Reiseleiter geworfen zu haben, jedenfalls interessierte sie sich kein bißchen für Freds Aktivitäten. Vielmehr schleimte sie den Reiseleiter zu, ich glaube jede Busgruppe hat mindestens eine dieser Personen dabei. Rosamunde war zwischenzeitlich dazu übergegangen ihren (nicht gerade kleinen) Popo durch Hüpfbewegungen im Sitzen zu wärmen. Mannomann!  Bis Fred die nicht vorhandene Morgenstille durchbrach: "Menno, jetzt mach doch mal ein Foto von mir, wenn ich in die Spalte schaue!"  Nun versucht mal in so einer Situation so zu tun, als würdet ihr kein Deutsch verstehen.

Rosamunde wurde es jedenfalls zu kalt und zu langweilig. "Ich hab jetzt Kaffeedurst" ächzte sie und machte sich umständlich auf, diesen ansonsten so friedvollen Ort zu verlassen. Der Rest der Reisegruppe nölte noch ein wenig: "Mensch, die Rote da sitzt immer im Bild." (Da ich meinen weinroten Kapuzenpulli trug, war ich wohl gemeint; aber ich verstand ja kein Deutsch).    :-)  

Glücklicherweise war Rosamundes Kaffeedurst ansteckend und Fred und der Rest der Truppe machte sich von dannen. So hatte "die Rote, die immer im Bild sitzt", noch ein paar ruhige Momente mit einem -als die Sonne dann vollends aufgegangen war - phantastischen Blick. So konnte ich Abschied nehmen von diesem so unglaublich schönen Ort.

Nach dem Frühstück in der Bright Angel Lodge ging es zunächst einmal nach Süden, um in Williams, AZ wieder auf die "Twin 6es" zurückzukommen. Williams ist ein total schöner Ort, die aufwendig renovierte "Pete's Gas Station" gehört zum Stadtbild:


In Seligman, AZ machten wir im legendären Snow Cap Drive-In Halt, um "Cheeseburger with cheese" zu essen. Den Laden kannten wir schon von einer unserer früheren Reisen. Leider war es diesmal dort sehr busy, so dass wenig Zeit für die obligatorischen Albereien mit den Gästen blieb. Egal, wir vertrieben uns die Zeit damit, Japanerinnen zu beobachten, die die Tür zunächst nicht öffnen konnten, weil die Türklinken auf der jeweils falschen Seite der Tür angebracht waren.   :-)   Sehr amüsant!

Nebenan in Delgadillos Barber Shop suchte ich ersteinmal nach meiner Visitenkarte, die Chris vor zwei Jahren für mich im Laden hinterlassen hat. Der gesamte Laden ist mit Visitenkarten zugeklebt; das gehört hier dazu. Als wir während der Hochzeitsreise dort waren hatte ich noch keine Visitenkarte mit meinem neuen Namen, so dass ich sie dann wenige Wochen später dem Kollegen mitgab. Doch ohne einen Anhaltspunkt, wo nach ihr zu suchen war, hatte ich keine Chance! Leider war Angel Delgadillo selbst diesmal nicht da; wir hätten uns gerne mit ihm unterhalten. Dirk hatte sich extra nicht rasiert, in der Hoffnung eine traditionelle Nassrasur von "Mr. Route 66" zu bekommen.
Müssen wir wohl oder übel NOCHMAL wiederkommen!  :-)

unser Mietwagen nach nunmehr ca. 2600 Meilen   :-)
Einen kurzen Stopp zum Abkühlen in der Wüste machten wir im General Store in Hackberry, AZ. Auch eine sehr urige Sehenswürdigkeit entlang der Straße. Der Abschnitt von Seligman nach Kingman ist bisher einer der schönsten auf der ganzen Strecke, man hat nur eine schnurgerade Straße unter und den blauen Himmel über sich; der Asphalt scheint im Sonnenlicht zu glühen, nebenan auf den Bahngleisen schnaufen von bis zu 5 Loks gezogene Güterzüge an dir vorbei. Ab und an kommt dir mal ein Auto oder ein Biker (ohne Helm versteht sich) entgegen. Wie im Film!



In Kingman, AZ ging es wieder nach Norden zu unserem Abstecher nach Las Vegas, NV. Die Staatsgrenze zu Nevada überfuhren wir am Hoover-Damm, wo wir nun erstmals über die neue Brücke oberhalb des Dammes fahren konnten. Vor zwei Jahren war diese noch im Bau. Sie ist offenbar absichtlich so konstruiert, dass man von dort keinen Blick auf den Damm oder den Colorado River hat. Die Autofahrer würden ansonsten einen Stau nach dem anderen produzieren, nur um die Aussicht zu genießen. Dafür kann man den alten Damm mit dem Pkw noch befahren.

Gegen Abend kamen wir dann in Las Vegas im Ceasar's Palace an. Wie schön im Abendlicht den Las Vegas Blvd. - den "Strip" -  zu befahren. Das Stadtbild hat sich seit unserem letzten Besuch auch wieder ganz schön verändert; der Bau des neuen City Centers mit mehreren Wolkenkratzern ist nunmehr abgeschlossen.


Uns wurde im Ceasar's ein Zimmerupgrade angeboten.....für 20 Bucks mehr die Nacht hatten wir einen "Ballsaal" mit Jacuzzi und Blick auf den "Strip". Das war wirklich vom Feinsten. Wer hat nochmal behauptet, die Zimmer im Ceasar's seien so klein?




Laura und David wohnen zufälligerweise gleich gegebnüber im "Flamingo", so dass wir kurzerhand noch zusammen Essen gegangen sind. Ach, war das schön, sich über die bisherigen Reiseerlebnisse auszutauschen. Unser Kellner Jeff im "Outback Steakhouse" war superaufmerksam und nett. Zum Schluss gab er uns noch ein Stück Käsekuchen aus; aber psssst, "it's a secret!" Nach einem Absacker in der "Forum-Bar" im Casino des Ceasar's sind wir um 1h morgens brav schlafen gegangen. Wir waren ganz schön erledigt von der langen Fahrt (das junge Volk musste ja unbedingt noch spielen gehen.....   *grins* ).  Alles in allem wieder ein schöner Reisetag mit einem sehr lustigen Abend!


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