Freitag, 16. September 2011

Von Amarillo, TX nach Tucumcari, NM

Heute schreiben wir euch von einem ganz besonderen Ort, dem Blue Swallow Motel in Tucumcari, NM. Ich muss gleich am Anfang davon berichten, weil dass hier so ein fantastischer Ort ist und wir die tolle Stimmung so gerne mit euch teilen möchten.

Das Blue Swallow ist ein typisches amerikanisches Motel, ein sogenanntes "Mom and Pops"-Motel, sprich familiengeführt und ursprünglich amerikanisch. Es liegt direkt an der Route66, die Zimmer sind eher winzig und neben den Zimmern befinden sich kleine Garagen, die früher einen Zugang zum Zimmer hatten. Vor den Zimmern sind alte Schaukelstühle aus Plastik aufgestellt, es ist ausdrücklich erwünscht, dass man abends noch draußen sitzt und sich mit den anderen Gästen trifft, einen Drink zu sich nimmt oder die Golden-Retriever-und-was-weiß-ich-noch-Mischungen Boomer und Bessy bespaßt.

Leider hat es sich seit gestern Abend sehr abgekühlt, so dass die anderen Gäste alle schon in ihren Zimmern verschwunden sind. Schade. Glücklicherweise regnet es nicht mehr, so dass Nancy und Kevin ("Frank") Mueller, die Besitzer, das schöne blinkende Neonschild anmachen konnten. Nun sitzen wir hier im Schein der blinkenden Möwe, das flackernde Neon-Licht trägt eindeutig  zu der besonderen Atmosphäre bei.


Dabei hatte der Tag so ganz anders begonnen. In unserer letzten Unterkunft, einem Holiday Inn Express in  Canyon, TX, einer sauberen aber gesichtslosen Kette, wurden wir morgens von einem seltsamen Geräusch geweckt: es regenete und eine dicke Dunstdecke lag über Texas. Wir hatten uns Texas heiß und trocken wie Oklahoma vorgestellt, was es normalerweise auch ist. Und wir kommen ausgerechnet an einem der wenigen Regentage an! Doch die Texaner freute es, denn im Süden des Staates wüten seit Wochen schwere Präriebrände. Wir schmissen uns also in Jeans, dicke Pullis und Regenjacken und machten uns auf zum Palo Duro Canyon. Wir wollten unbedingt etwas wandern gehen.  Daraus wurde leider nichts. Zwar ließ der Regen nach, doch der Lehmboden hatte sich so mit Wasser vollgesogen, dass die Hikingtrails unbegehbar waren. Es zog uns regelrecht die Schuhe aus, wir fühlten uns an das Niedersächsische Wattenmeer erinnert! Also machten wir es wie die Amerikaner und fuhren die Panoramastraße mit dem Wagen. Zumindest soweit wir kamen, denn auch ein Teil der Straße war überflutet.


Wir dachten, wir hätten Matsch unter den Füßen gehabt? Von wegen, richtigen Matsch fanden wir auf der Cadillac Ranch vor den Toren Amarillos vor. Das Feld, auf dem ein exzentrischer Millionär 10 "Detroit's finest" hat in den Boden rammen lassen, hatte sich in einen kaum begehbaren Acker verwandelt:


Aber ich musste ja unbedingt ganz nah dran, um unsere Initialien auf einen der Wagen zu sprühen. Katrin, das ist hier ausdrücklich erlaubt, du musst also kein Verfahren gegen uns einleiten! 

Nachdem wir unsere Schuhe wieder einigermaßen sauber bekommen hatten, so dass wir wieder unter Leute konnten, wärmten wir uns in Vega, TX im Boot Hill Saloon & Grill auf. Die Kellnerin, die aussah wie Vroni mit Cowboyhut, schien richtig enttäuscht als ich Fisch bestellte. Aber nach den vielen Fleischportionen der letzten Tage konnte ich nicht schon wieder Steak essen. Der Catfish mit Pommes aus Süßkartoffeln war aber auch ausgesprochen lecker!

Unser letzter Halt in Texas war schließlich das Midpoint Cafe in Adrian. Hier hatten wir nun also offiziell die Hälfte unserer Tour erreicht. Tatsächlich zeigte der Tacho an dieser Stelle schon etwas über 1400 Meilen an, schließlich hatten wir uns schon das ein oder andere Mal verfahren oder haben auch bewusst einen Umweg in Kauf genommen.

Ich wurde ganz rührselig, "nur" noch  1139 Meilen durch 4 Staaten, da mussten wir uns mit der Spezialität des Hauses, einem "Ugly crust pie" trösten:

Ugly Crust Pie
Vor dem Cafe steht wieder ein altes Auto, "Flow" aus dem Film "Cars".



Auch hier durfte man sich namentlich verewigen, aber es gab gar keinen freien Platz mehr. Glücklicherweise hat jemand stellvertretend für alle an die Mütter zu Hause gedacht:


An der Staatsgrenze zu New Mexico befindet sich Glenrio. Früher führte die Route 66 mitten durch den Ort, heute ist Glenrio durch den Bau des Interstate Highway wie so viele andere Orte auch zu einer Geisterstadt verkommen.  Der Zustand der alten Route 66 ist schon bei schönem Wetter nicht besonders gut, so dass wir beschlossen, heute lieber ein Stück auf dem Highway zu fahren. Da sollte sich als vorausschauend und weise erweisen, eine Einheimische erzählte uns später, dass die Straße aufgrund des Regens in der vergangenen Nacht zur Zeit unpassierbar sei. Wer weiß, wo wir jetzt sonst vielleicht feststecken würden?

Durch das Erreichen einer neuen Zeitzone konnten wir die Uhren eine Stunde zurückstellen; wir sind nun 8 Stunden vor der deutschen Zeit.

So kamen wir schließlich heil in Tucumcari, NM und in dem bereits erwähnten Blue Swallow Motel an. Wir sind vorhin zu einem Waschsalon gefahren und haben uns -während die Maschine lief- die sehr ruhige Downtown angeschaut. Tucumcari hat auch wieder sehr sehenswerte Wandbilder in der ganzen Stadt verteilt:




Beim Bummel in der Stadt und dem Abendessen im "Pow Wow Restaurant" haben wir gar nicht mehr an unsere Wäsche gedacht. Als wir zurück zum Waschsalon kamen, hatte dieser schon geschlossen. Naja, da wird schon nichts wegkommen.....

Karte zu unserer heutigen Tour

1 Kommentar:

  1. Hi Heike and Dirk,

    Did not see a blog of your trip the last 2 days and was worried you had given up the trip. Not likely!!!!!Nice to see that you reached the half way point. Also I bet you didn't touch the cars at the Cadilac Ranch. It looked like it was wet and muddy.

    We headed north today across Missouri and into Iowa. Saw lots of flooding on the Missouri River.

    Keep up the great blog-- we enjoy the pictures and look forward to seeing the places next year.

    Have fun,

    Ross and Vicky

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