Montag, 26. September 2011

Von Barstow, CA nach Los Angeles, CA

So, heute heißt es, das letzte Teilstück auf der Route 66 zurück zu legen. Ein wenig Wehmut kommt auf; trotz der Anstrengung, der Hitze, trotz des häufig rumpeligen Asphalts und der manchmal nicht ganz eindeutigen Beschilderung wünschen wir uns, dass es doch noch nicht vorbei sein soll.

Doch vorher halten wir in Barstow, CA noch an einem Autokino an, dort ist ein Flohmarkt ausgeschildert. Diesmal finden wir wirklich einen Flohmarkt vor und nicht wieder eine Ausgabestelle für Hilfsgüter für Tornadoopfer. Man zahlt einen "Quarter" Parkgebühr, kann an einer Verlosung teilnehmen und - so hoffen wir - das eine oder andere Souvenir aufstöbern. Der Flohmarkt war nicht besonders groß und ehrlich gesagt fand sich hier am anderen Ende der Welt der gleiche Mist wie bei uns z.B. auf der Neuen Bult. Erkenntnis des heutigen Tages: die Menschen aus Barstow haben auch nur den gleichen Kram zu Hause wie wir! Einen "Verzweiflungskauf" tätigten wir, schon alleine weil ich unbedingt mal auf englisch handeln wollte. :-)

Wieder "on the road" ging es zunächst durch hügelige Landschaft, wie gewohnt die Railroad in Sichtweite. In Oro Grande, CA hielten wir an der "Bottle Tree Ranch", einem Garten voll Kunst.



Durch die Spiegelungen des Lichts in den Flaschen, das Spiel von Schatten und Wind bekommt der Ort eine ganz eigentümliche Atmosphäre. Ob Elmar, der Künstler zu Hause ist, wissen wir nicht. Die Tür zur Hütte steht offen, aber nichts weist darauf hin, ob hier jemand ist. Und so einfach reingehen und nachsehen wollen wir an einem Sonntag morgen nicht. Nicht, dass Elmar noch schläft....

In Victorville, CA besuchen wir ein letztes Route 66-Museum. Uns wird klar, dass alles was wir heute tun, ein "Vorerst-letztes-Mal"-Erlebnis sein wird. Los Angeles wird ja so ganz anders sein, so dass wir versuchen, noch jedes Fitzelchen Route66-Nostalgie aufzusaugen.

Hier sitze ich in einem alten Ford Model-T, der Oakies ins gelobte Kalifornien gebracht hat.

In einem Diner in Victorville genießen wir nocheinmal Milch-Shakes, ich diesmal einen mit Oreo-Cookie-Flavour. Witzigerweise sind die Shakebecher hier größer als die Gläser, so dass man seinen Shaker zum Nachfüllen gleich dazu bekommt. Wir sitzen an der Theke und verfolgen das rege Treiben an einem Sonntag Vormittag. Besonders süß ist ein Rentnerehepaar, dass seine Kleidung offenbar auf die quietschegrünen Kunstledersitze abgestimmt hat. Dirk muss mir versprechen, mich später auch regelmäßig sonntags in eine Milchbar auszuführen.   :-)

Dann führt uns der Weg über den Cajon Pass, der letzten Bergkette vor dem Großraum Los Angeles. Der Pass liegt im Nebel, man kann nicht viel sehen, so als würde sich die "Stadt der Engel" bewusst vom Rest der Welt abschotten.

Was nun folgt ist eine vierstündige Fahrt durch die Vororte  der Westküstenmetropole. In San Bernardino wollten wir eigentlich die erste McDonalds-Filiale besuchen. Im EZ-Guide muss sich jedoch ein Schreibfehler eingeschlichen haben, denn die genannte Straße führt durch ein schlichtes Wohngebiet, offenbar Gangrevier. Wir werden misstrauisch beobachtet, wie wir so langsam suchend durch die Nachbarschaft fahren. An einer Straßenecke erinnern Blumen, Luftballons und selbstgemalte "R.I.P"-Schilder an das Opfer einer Schießerei. Hier jetzt bloß niemandem die Vorfahrt nehmen oder anders aus dem Rahmen fallen.

Wir fahren weiter durch Orte namens Rialto, Fontana, Rancho Cucamonga, San Dimas, Glendora und Monrovia, die alle ineinander überzugehen scheinen.

Irgendwo auf der Strecke lösen wir das Laura und David gegebene Versprechen ein und probieren Buger im "In-n-out". Die Kette scheint es nur in Kalifornien zu geben, jedenfalls haben wir vorher noch nie einen Laden der Kette gesehen. Die Schlange ist gewaltig, was sehr erstaunlich ist, da man nur zwischen Hamburger, Cheeseburger und Double-Cheeseburger wählen kann. Die Angestellten bewältigen den Andrang mit bewundernswerter Ruhe und mit der gleichen Gelassenheit warten die Kunden eine ganze Weile, bis die Burger fertig sind. In Deutschland undenkbar. Das Warten lohnt sich! David hatte Recht, das sind mit die leckersten Burger auf der ganzen Reise!

Schließlich erreichen wir Pasadena und beschließen ein Stück Freeway zu fahren. Das immer gleiche Vorortgewühle mögen wir nicht mehr sehen. Danach das Finale auf dem Sunset Strip und dem Santa Monica Boulevard, der die letzten Meilen bis zur Pazifikküste einläutet. Rechts auf den Hügeln lässt sich zwischendurch immer das Hollywood-Zeichen erspähen, nur der Pazifik versteckt sich noch hinter Häuserschluchten. Wie ein Countdown zählen wir rückwärts, von der 33rd Street bis der Santa Monica Boulevard auf die Ocean Avenue trifft; dem offiziellen Endpunkt der Route 66!  Nach 3440 Meilen quer durch die USA kommen wir hier an und finden keinen Parkplatz!  :-)

Ein Stück weiter am Santa Monica Pier werden wir fündig. Einer "Familientradition" folgend, müssen wir erstmal auf die Pier und bei der ersten Möglichkeit links (Rustys Surf Ranch) einen Mai Tai für Mama trinken. 

"Give yourself a celebration" heißt das Motto des frühen Abends; die Gefühlslage liegt irgendwo zwischen euphorisch und wehmütig, die Sonnenbrille trotz Abenddämmerung versteckt die paar Tränen, von denen ich nicht sagen kann, ob es Freuden- oder echte Tränen sind.



"End of trail", das Ende einer Reise, wie sie abwechslungsreicher nicht sein konnte. Es wird Wochen dauern, bis die vielen Eindrücke verarbeitet sind. "End of trail" bedeutet aber auch den Beginn von etwas Neuem. Mit diesem Trost versuchen wir uns auf das verrückte Los Angeles einzulassen. Mal sehen, was wir hier in den nächsten Tagen noch erleben.   

vom Riesenrad aus genießen wir....
...noch den Sonnenuntergang und fahren dann in unser Hotel.

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